Because it’s awesome – Oktober 2020

Im Oktober habe ich so viel gelesen, wie schon lange nicht mehr. Irgendwie hat mich ein Buch zum nächsten motiviert, also habe ich weiter gelesen. Im November wird es wahrscheinlich wieder etwas ruhiger, aber man muss eine Welle ja reiten, wenn sie da ist. Oder so ähnlich…
Aber es sind nicht nur Bücher im Rückblick, ihr müsst nur etwas länger scrollen, um zu den anderen Dingen zu kommen. ;)


„A Wrinkle in Time“ („Das Zeiträtsel“) von Madeleine L’Engle

„Wrinkle in Time“ ist eine fantasievolle Geschichte (nicht nur) für Kinder. Vielleicht könnte man es als „Narnia, nur als Sci-Fi und nicht Fantasy“ beschreiben. Vielleicht aber auch nicht. Es geht um ein Mädchen, um Verantwortung, um das Gute im Menschen und vieles mehr. Dazwischen sind Wesen wie Engel (oder waren es doch eher Einhörner?) und viele Bibelzitate (die sich aber nicht aufdrängen und an den meisten Stellen nicht als solche gekennzeichnet sind). Eine schöne Lektüre für ein Wochenende voller trübem Himmel.


„And then there were none“ („Und dann gabs keines mehr“) von Agatha Christie

10 Menschen. 1 Haus auf einer Insel. Jede Person stirbt. Eine von ihnen hat alle anderen umgebracht. Wie das geht? Ich musste auch warten, bis zur Auflösung. Agatha Christie war einfach cleverer als ich. Aber es war ein großartiges und spannendes Erlebnis mit diesen 10 Personen, die immer weniger wurden. Wer Krimis/Thriller mag: Klare Empfehlung.


„Born a Crime“ („Farbenblind“) von Trevor Noah

Was macht perfektionisierter Rassismus, wie die Apartheid mit den Menschen? Warum war Hitler ein akzeptabler Name für Kinder in Süd Afrika? Und warum wusste ich von so vielen Dingen aus dem deutschen Geschichtsunterricht nichts?
Trevor Noah hat mich sehr herausgefordert, manchmal überfordert, aber durch seine unterhaltsame Schreibweise immer wieder weiter zur nächsten Begebenheit aus seinem Leben getragen. Ich kann diese Teil-Autobiographie nur empfehlen.


„Braving the Wilderness“ („Entdecke deine innere Stärke“) von Brené Brown

Wie gelingt es mehr, zu mir selbst zu finden und zu stehen? Was hält mich davon ab, mich auch verletzlich zu zeigen? Was versuche ich da nach außen eigentlich darzustellen? Für wen mache ich das eigentlich? Und wem helfe ich dadurch wirklich?
Brené Brown hat eine super anschauliche und humorvolle Art um ihre Weisheiten weiter zu geben, zu motivieren, herauszufordern und einen in den Arm zu nehmen.
Ihr Aufruf zu mehr Menschlichkeit ist so wichtig in der heutigen Zeit. Mehr Akzeptanz und Liebe gegenüber sich selbst. Mehr Akzeptanz und Liebe gegenüber anderen. Und mehr Offenheit für die Graustufen, anstatt alles in schwarz und weiß, links und rechts, … einteilen zu müssen.


„Everything Is Spiritual“ von Rob Bell

Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Wie finden wir unseren Platz? Und was machen wir, wenn andere das nicht so gut finden, wie wir? Welche Verantwortung haben Pastoren wirklich? Und wieso ist die Befruchtung einer Eizelle eine der schönsten Heldengeschichten überhaupt?
Rob Bell hat bei mir in „Everything Is Spiritual“ viele Fragen aufgeworfen und wenige davon beantwortet. Er hat mich inspiriert, Gedankenwelten auf den Kopf gestellt und zum Lachen gebracht. Im Prinzip erzählt er nur seine Lebensgeschichte. Aber eigentlich erzählt er auch die Geschichte der ganzen Menschheit und ihrem Zusammenspiel mit Gott.


„Ready to Rise“ von Jo Saxton

Jo Saxton war im New Activist Podcast zu Gast und hat mich dort sehr beeindruckt. Also habe ich mir ihr neues Buch geholt, in dem sie aus weiblicher Sicht erklärt, was dazu gehört, wenn man leiten möchte und warum man (bzw. besser „frau“) leiten sollte. Das Buch ist spezifisch für Frauen geschrieben, aber ich habe mir auch viel davon mitgenommen. Ich kann es allen weiblichen Führungskräften nur wärmstens empfehlen, vor allem denen, die mir ihrer Position kämpfen.
Sie nimmt dabei auch immer wieder in einer guten und tiefgehenden Weise auf die Bibel Bezug und zeigt, was dort schon angelegt ist.
Für alle Männer sind solche Bücher natürlich auch Pflichtlektüre, damit wir sehen, dass man auch von Frauen unglaublich viel darüber lernen kann, wie man leitet (Wer hätte es gedacht?!?…) und wie wir Frauen besser darin unterstützen können, die Gaben einzusetzen, die Gott ihnen mitgegeben hat.


„Gegen den Hass“ von Carolin Emcke

Was muss passieren, damit Menschen fähig werden, Unmenschliches zu tun? eine mögliche Antwort bietet Carolin Emcke in „Gegen den Hass“.
Ich fand es besonders herausfordernd in den einzelnen Kapitel zu entdecken, wo ich andere Menschen „dehumanisiere“, sie in irgendwelche Gruppen zusammenstecke (ob die Zuschreibung passt oder nicht) und mir dann schön meine Feindbilder aufbaue.
Die Art, wie Frau Emcke das Phänomen „Hass“ analysiert und treffgenau beschreibt tut weh, zeigt den Balken im eigenen Auge (verleitet natürlich auch zum Sehen des Splitter beim Gegenüber) und gehört mit zu den stärksten Dingen, die ich dieses Jahr gelesen habe. Ganz klare Empfehlung!


„The Choice“ („In der Hölle tanzen“) von Edith Eger

Eine junge Frau wird mit ihrer Familie von Nazis verschleppt und nach Auschwitz gebracht. Sie überlebt diese (und noch andere) Hölle auf Erden, aber was danach? Die Art, wie Edith Eger sich selbst hinterfragt, ihr eigenes Verhalten (und das ihrer Peiniger/Gegner) kritisch hinterfragt und nach Motiven sucht hat mich schwer beeindruckt und selbst hinterfragt.
Sie schreibt über ihr Leben, aber eben auch aus Sicher einer Psychologin, die gelernt hat, in einer anderen Weise das Leben zu betrachten.
Sie ist nicht nur unglaublich beeindruckend und zeigt diesen Teil unserer Geschichte aus der Perspektive einer Insassin (was ich persönlich leider noch viel zu selten gelesen/gehört habe), statt der Täter, sondern lehrt mich aus ihrer Lage, bei der ich nicht im entferntesten anknüpfen könnte noch Dinge für mein eigenes Leben.
Ich habe das Buch mehr oder weniger am Stück weggelesen, so spannend war es.


„The End of Everything (Astrophysically Speaking)“ von Katie Mack

Wenn man Astrophysiker weiter rechnen lässt, wie geht dann laut ihrer Aussage irgendwann einmal das ganze Universum unter? Super spannende Frage, auf die Katie Mac folgende Antwort gibt: Das kann man so, so, so, oder so sehen. Oder auch ganz anders.
Ich liebe es, mich mit unserem Universum zu beschäftigen und Katie Mac schafft es, ihr Buch super unterhaltsam und gleichzeitig sehr informativ und interessant zu schreiben.
Mich hat die Lektüre wieder ganz neu ins Staunen über unsere Welt gebracht und sehr dankbar, dass ich eine Hoffnung über meinen Tod hinaus habe, sonst könnte einen das doch auch alles etwas depressiv machen (ins Fragen und Nachdenken gekommen bin ich trotzdem).


„Wenn Männer mir die Welt erklären“ („Men explain things to me“) von Rebecca Solnit

Eine Sammlung von Essays zu Rechten von Frauen und ihrer Situation in der Gesellschaft. Rebecca Solnit schreibt wie es ist und wie es sein könnte. Dabei kippt sie nie in die „wir vs. die“-Falle und behandelt bei allen möglichen Themen alle Seiten fair. Gerade diese Fairness bei trotzdem absoluter Klarheit bewundere ich sehr an ihr. Ich habe wieder einiges gelernt und hoffe meinen Blick na der einen oder anderen Stelle geschärft.


Knives Out (2019) bei Amazon Prime

Viele Stars (Daniel Craig, Chris Evans, Jamie Lee Curtis, Christopher Plummer, Toni Colette, Don Johnson). Genialer Regisseur (Rian Johnson). Super Soundtrack (Nathan Johnson).
Ein Toter. Jedes Mitglied der Familie könnte ihn umgebracht werden. Also kommt ein genialer Detektiv, der versucht das Rätsel zu lösen. Eine Geschichte im Stil von Agatha Christie, die modern ist und gleichzeitig doch in diesem klassischen Stil.
Ich habe viel gelacht und bis zum Schluss nicht so richtig gewusst, wie die Lösung jetzt aussieht.


EXIT – Das Spiel: Der Friedhof der Finsternis

Wieder ein richtig gutes Exit-Spiel (wir haben schon über 10 dieser Spiele gespielt). Keine Ahnung, wie die Brands weiterhin auf so kreative Ideen kommen… Auf jeden Fall wieder eine klare Empfehlung!
Wir haben zum ersten Mal alle 10 Punkte in der Schlusswertung geholt!

#BiA – August 2020

Der August war Urlaubszeit. Und da ich am Anfang des Jahres schon so einen starken Anlauf mit dem Lesen genommen hatte und im Urlaub sowieso immer etwas mehr lese, überrascht es nicht, dass dieser Trend quasi ungebremst weiter ging. Laut meiner Goodreads-Liste habe ich dieses Jahr schon 75 Bücher gelesen. Keine Ahnung, ob es jemals schon so viel war. Und ich habe wirklich Lust auf noch mehr und bin nicht „ausgebrannt“. Im Gegenteil meine To-Read-Liste ist eher länger als kürzer geworden.
Es fühlt sich gut an, wirklich wieder so viel und so gerne zu lesen.
Filme/Serien schauen ging nicht ganz so gut, da wir kein Internet im Urlaub hatten, aber das ist auch einmal eine angenehme Abwechslung.

Bevor die Liste startet noch ein Hinweis: Ich schreibe öfter kurze Rezensionen und Gedanken zu Büchern und Filmen bei Instagram. Für diesen Beitrag hier übernehme ich sie einfach, also nicht wundern, wenn es vom Stil etwas anders klingt. Ich muss „das Rad ja nicht jedes Mal neu erfinden“.
Jetzt aber zur Liste:


Letter from Birmingham Jail von Martin Luther King, Jr.

Gerade die Ausführungen Kings zum „gemäßigten Weißen“ finde ich immer wieder sehr herausfordernd. Wo denke ich zwar, dass ich Menschen unterstütze, behandle sie aber eigentlich von oben herab, bzw. schade ihnen mehr? Wo bin ich mir meiner Privilegien nicht bewusst und meine aus dieser Situation heraus besser einschätzen zu können, wie die andere Person in ihrer Situation handeln sollte? Ich glaube, dass ich mindestens einmal im Jahr diesen Brief lesen sollte.
Die deutsche Version findet ihr hier.


March-Trilogie von John Lewis

Drei heftige Bücher/Graphic Novels, die eine wahre Geschichte erzählen. Und immer wieder musste ich mir sagen: „Nein, das ist nicht erfunden. Als Fiktion wäre das zu unrealistisch.“
Dieser Hass, der manchmal offen und manchmal sogar fromm angestrichen daher kommt, die Trägheit von Systemen und der Mehrheit einer Bevölkerung und nicht zuletzt die Ausdauer der gewaltlos (!!!) Protestierenden. Von letzteren kann ich jede Menge lernen. Wie viel man erreichen kann, wenn man sein Ego (und sein Leben) hinter einer größeren Sache und hinter vorbildlichen Werten zurückstellt. Einfach Wahnsinn…


Selma (2014)

Beeindruckend und herausfordernd. Super Schauspieler. Oscar-Soundtrack. Krasse Geschichte.
Habe jetzt mehr des Graphic Novels „March“ verstanden. Müsste es jetzt fast noch einmal lesen.
Und immer wieder die Frage: Für was sollte ich heute aufstehen? Und was darf es mich kosten?


Becoming von Michelle Obama

Beeindruckende Frau. Ihr Engagement, ihre kritische Selbstreflexion, ihre Liebe zu Menschen, das Erkennen ihres Privilegs und daraus folgende Nutzen für Andere, …
Ich möchte von ihr an vielen Stellen lernen. Auch, wie man als Detailer loslassen kann und die Welt trotzdem ziemlich erfolgreich weiter läuft.


Alte, weiße Männer von Sophie Passmann

Bin ich mir meiner privilegierten Position als weißer hetero-Mann aus der Mittelschicht bewusst? Nutze ich dieses Privileg um anderen Menschen zu helfen oder nur mir selbst? Wie gehe ich mit Frauen in Teams, Gremien, Sitzungen, … um?
Ich habe viel zum Nachdenken bekommen und einige Male musste ich mir eingestehen, dass mein Verhalten da noch ausbaufähig ist.
Geholfen hat der Humor und Schreibstil von Sophie Passmann. Man fühlt sich darin wohl und zack wird einem der Spiegel schmerzhaft vorgehalten.
Als weltweite Männerwelt haben wir da noch was zu tun. Packen wirs an!


Brené Brown: The Call to Courage (2019) auf Netflix

Nur wer sich verletzbar macht, kann auch wachsen, bzw. erfolgreich sein. Klingt nach einer steilen These, aber wenn man genauer nachdenkt, hat Brené Brown damit absolut recht.
Sie ist in diesem Vortrag nicht nur clever und tief, sondern auch sehr unterhaltsam und witzig. Die angenehmste Art, herausgefordert zu werden und etwas zu lernen.


Animal Farm von George Orwell

Wie gehe ich eigentlich mit der Macht um, die mir anvertraut wurde? Bemerke ich meine Privilegien und wie reagiere ich darauf? Habe ich das „große Ganze“ im Blick oder beschränke ich mich auf meine kleine, heile Welt? Biege ich mir die Wahrheit zurecht, um Menschen zu manipulieren oder stehe ich zu dem, was ist, auch wenn es mir das Leben schwerer macht? 
Als Pastor ist mir viel anvertraut. Schaffe ich es wirklich Bruder unter Geschwistern zu sein oder tue ich lieber so, als gäbe es mehr als einen guten Hirten?


Homosexualität und christlicher Glaube von Martin Grabe

Wie gehen wir in unseren Gemeinden eigentlich mit Mitgliedern der LGBTQ*-Community um? Wo zeigen wir ihnen die Liebe Gottes? Funktioniert diese oft beschriebene Trennung von „Sünde“ und „Sünder“ wirklich? Haben wir uns überhaupt eigene Meinungen dazu gebildet oder plappern wir unreflektiert nach?
Martin Grabe hat dazu ein wichtiges und hilfreiches Büchlein (knapp unter 100 Seiten) geschrieben, dass einem als Evangelikalen im Nachdenken dazu ein gutes Gegenüber sein kann.


The Power of Ritual von Caster ter Kuile

Es war super spannend Caspers Sicht auf religiöse Rituale zu hören (er liest super) und seine Argumente dafür (Gebet, Pilgern, Kirchenjahr, …) auf meinen Glauben zu übertragen, bzw. Analogien zu finden.
Ich bin eigentlich ein großer Fan von Ritualen, wende sie dann aber oft doch nicht an, weil sie mir irgendwie peinlich sind oder sich außerhalb des gewohnten Kontextes nicht so anfühlen wie früher. Dabei können sie so unglaublich stärkend und erfrischend sein. Vielleicht muss ich davon doch wieder mehr in mein Leben einbauen.


Snapshot von Brandon Sanderson

Was wäre, wenn wir eine Technologie hätten, mit der man einen bestimmten Zeitpunkt aus einer Stadt nachbauen könnte und dann in diese künstlich erstellte Welt Polizisten schicken würde, um bei Verbrechen zu ermitteln? Klingt irgendwie wie eine Mischung aus Matrix und Inception, ist aber im Prinzip einfach nur ein netter kleiner Krimi mit einem spannenden Setting. Könnte sogar Nicht-Sci-Fi-Fans gefallen. ;)

Grace & Peace

Jedes Jahr setze ich mich beim Jahreswechsel hin, reflektiere das letzte Jahr und plane für die kommenden zwölf Monate. Dabei stelle ich das Jahr auch unter ein Motto, das meistens nur aus einem Wort besteht, sozusagen das Wort zum Jahr.
Als ich mein Jahresthema für 2020 festgelegt habe, wusste ich nicht, wie wichtig und notwendig es für mich sein würde: „Grace & Peace“ (Gnade und Frieden)

Gnade mit mir selbst und anderen ist etwas, was ich in den letzten Monaten mehr gebraucht habe als sonst. Und nach Gottes Frieden habe ich mich auch selten so gesehnt, wie jetzt.
Umso schöner, diese Erinnerung immer wieder zu haben. Wenn alles im Chaos zu versinken scheint, wenn ich heftige Diskussionen habe, wenn ich meine eigenen Erwartungen nicht erfüllen kann, wenn Menschen unzufrieden mit mir, der Gemeinde oder der Welt sind, … Wenn all dies passiert, dann kann ich mich darauf stützen, dass Gott mich liebt.
Seine Gnade mit mir (und mit meinen Gegenübern) ist das, was mich trägt und wieder aufstehen lässt. Und sein Friede (Shalom) bringt mich wieder runter, korrigiert meine Sicht auf die Dinge und zeigt mir, wie es weiter geht.
Ich denke noch viel zu selten (oder in der jeweiligen Situation zu spät) daran, aber ich bin dankbar, dieses Jahresmotto zu haben, mit diesem Segen in jeden Tag zu gehen: Grace & Peace.

Meine Morgenroutine – 2020-Edition

Vor zwei Jahren habe ich hier über meine Morgenroutine geschrieben. Seitdem hat sich einiges in meinem Leben verändert (z.B. ist mein Büro nicht mehr zu Hause) und es kam eine Pandemie, die es für mich noch einmal viel wichtiger gemacht hat, Routinen einzuhalten, weil so viele andere gewohnte Abläufe plötzlich weg waren.

Gleichzeitig ist es mir in den letzten Monaten noch wichtiger geworden, gnädig mit mir zu sein. Wenn ich „verschlafe“, dann verschlafe ich halt (außer ich habe Termine natürlich). Wenn ich morgens ganz in Gedanken schon Twitter checke, auch wenn ich das eigentlich nicht vor 9:00 Uhr machen möchte, dann ist das halt so. Wenn ich nicht alle Aspekte meiner normalen Routine schaffe, dann geht davon die Welt nicht unter. Wichtig ist, es am nächsten Tag wieder zu versuchen und zu akzeptieren, dass das alles an meinem Selbstwert nichts ändert.

Aufstehen

Um 7:00 Uhr vibriert meine Apple Watch (Series 4) sanft an meinem Handgelenk. Das weckt mich tatsächlich auf, aber Bine eben nicht, was ich als einen besonderen Bonus empfinde. Ich habe schon mit Apps experimentiert, aber am besten funktioniert einfach der integrierte Wecker, der mich Sonntag bis Freitag um diese Zeit weckt und am Samstag deaktiviert ist.

Katzen füttern

Wenn ich versuche länger als 7:15/30 Uhr im Bett liegen zu bleiben, meckern unsere zwei Kater schon vor der Tür, weil sie wirklich soooo knapp vorm Verhungern sind. :D
Samstags ist das manchmal eine Herausforderung. Für beide Parteien.

Wasser trinken

Da ich sowieso Medikamente nehmen muss und es gesund ist, morgens erst einmal Flüssigkeit in den Körper zu bringen, trinke ich zwei Gläser Wasser. Ich habe gemerkt, dass ich dadurch deutlich wacher werde und meinen ersten „Erfolg“ verzeichnen kann, weil der Fortschrittsring in meiner Wasser-Trinken-App (Waterminder) schon ein gutes Stück zurückgelegt hat (mein Ziel sind 3 Liter am Tag).

Sport

Die Katzen haben mittlerweile ihren ersten Hunger gestillt und dürfen auf den Balkon (wenn das Wetter es zulässt). Ich lege derweil die Matte im Wohnzimmer aus und starte auf meinem iPad meine Bewegungs-App (Pur-Life) und mache für 30 Minuten Sport. Mittlerweile bin ich so weit, dass es mir fehlt, wenn ich mich morgens nicht bewegt habe. Wie sich die Zeiten doch ändern können.

Beten und Bibel lesen

Nachdem die Matte verstaut und das iPad weggeräumt ist, setze ich mich in einen der sehr bequemen Sessel im Gästezimmer (Katzenfreie Zone, damit ich Ruhe habe) und bete (siehe mein Beitrag zu Gebeten im Tagesablauf). Danach starte ich meine Bibel-App (die-Bibel.de), die ich nutze, weil sie immer dabei ist und sich merkt, wo ich zuletzt war. Wir lesen mit Freunden jeden Tag ein Kapitel und tauschen uns darüber in einer Messenger-Gruppe aus (Threema). Diese Zeit tut gut, fordert heraus, tröstet, regt auf, … je nachdem welchen Text wir gerade lesen. Für meinen Glauben und meinen Alltag ziehe ich daraus sehr viel Kraft.

Meditieren

Nach der Bibellese bleibe ich gleich im Sessel sitzen, packe meine Kopfhörer in die Ohren und starte meine Meditations-App (Headspace). Für die nächsten 10-20 Minuten sitze ich vor allem still und atme. Es tut gut, mich spüren zu lassen, dass die Erde sich wirklich weiter dreht, wenn ich für eine kurze Zeit nichts leiste, sondern einfach nur existiere. Außerdem sortieren sich dabei viele Gedanken.

Tagebuch schreiben

Letztens habe ich sogar ein kurzes Video über das Tagebuchschreiben gemacht. Wenn ich es zu lange ausfallen lasse, merke ich es in meinem Alltag. Zu viele Dinge hängen dann in meinem Kopf, die irgendwo mal raus und reflektiert werden sollten. Außerdem ist es immer wieder genial am Ende eines Jahres alle Einträge der vergangenen 12 Monate zu lesen und zu sehen, was alles war, was mich beschäftigt hat, wo ich gewachsen bin, wo Erfolge waren und wo ich „Erfahrungen gemacht habe“.

Frühstücken

Je nachdem, ob Bine schon aufgestanden ist oder nicht (unsere „biologischen Uhren“ ticken sehr unterschiedlich), machen wir jetzt Frühstück. Das heißt, wir schnippeln Obst (meistens ein Apfel und eine Banane) in zwei Schüsseln, packen bei mir noch Haferflocken drauf und essen das dann mit Joghurt und Milch. Ich bin immer wieder verblüfft, wie viel Energie dieses simple Frühstück gibt.

Duschen

Wer Sport gemacht hat, sollte natürlich auch Duschen. ;) Das passiert entweder vor oder nach dem Frühstück, je nachdem, wann Bine aufsteht.

Ins Büro fahren

Jetzt fehlt nur noch: Helm aufziehen, Fahrrad aus dem Abstellbereich holen und ins Büro radeln. Ich genieße diese kleine Tour durch unsere Stadt. Ich bekomme frische Luft, begegne manchmal Menschen, die ich kenne und ich kann schon ein bisschen überlegen, was ich an diesem Tag erledigen werde/sollte/müsste/könnte.
Wenn alles klappt, bin ich um 9:00 Uhr im Büro und dann startet das ganz normale Chaos des Alltags. ;)

Gebete im Tagesablauf

Im Alltag eines Klosters gehören feste Gebetszeiten ganz normal dazu. Sie helfen die Tage zu strukturieren und die Menschen immer wieder daran zu erinnern, dass es da noch jemanden gibt, der über allem und gleichzeitig zu ihnen steht. Von ihm hängt letztendlich alles ab, was tröstet, vor überzogener Selbstwahrnehmung bewahrt und Sicherheit gibt.

Jetzt leben die meisten von uns nicht im Kloster, aber das heißt ja nicht, dass wir uns diese Chance der festen Rhythmen entgehen lassen müssen. Mir hilft es schon seit Jahren, bestimmte Gebete zu bestimmten Tageszeiten zu sprechen. Und immer, wenn ich es über Wochen nicht mache, merke ich, dass mir etwas fehlt.

Damit ihr auch davon profitieren könnt, habe ich hier mal verschiedene solche Gebete gesammelt. Manche sind nur für den Morgen und Abend, andere für häufigere Gebete. Probiert einfach mal aus, was zu eurem Alltag passt und was euch hilft. Viel Spaß und Gottes Segen dafür!


Martin Luthers Morgen- und Abendsegen

Des Morgens, wenn du aufstehst, kannst du dich segnen mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und sagen:

Das walte Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist! Amen

Darauf kniend oder stehend das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser.
Willst du, so kannst du dies Gebet dazu sprechen:

Ich danke dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, deinen lieben Sohn, dass du mich diese Nacht vor allem Schaden und Gefahr behütet hast, und bitte dich, du wollest mich diesen Tag auch behüten vor Sünden und allem Übel, dass dir all mein Tun und Leben gefalle. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, dass der böse Feind keine Macht an mir finde.

Als dann mit Freuden an dein Werk gegangen und etwa ein Lied gesungen oder was dir deine Andacht eingibt.


Des Abends, wenn du zu Bett gehst, kannst du dich segnen mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und sagen:

Das walte Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist! Amen

Darauf kniend oder stehend das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser. Willst du, so kannst du dies Gebet dazu sprechen:

Ich danke dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, deinen lieben Sohn, dass du mich diesen Tag gnädiglich behütet hast, und bitte dich, du wollest mir vergeben alle meine Sünde, wo ich Unrecht getan habe, und mich diese Nacht auch gnädiglich behüten. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, dass der böse Feind keine Macht an mir finde.

Alsdann flugs und fröhlich geschlafen.


Dietrich Bonhoeffers Morgen- und Abendgebet

Vater im Himmel,
Lob und Dank sei dir für die Ruhe der Nacht,
Lob und Dank sei dir für den neuen Tag.
Lob und Dank sei dir für alle deine Güte und Treue in meinem vergangenen Leben.
Du hast mir viel Gutes erwiesen,
laß mich nun auch das Schwere aus deiner Hand hinnehmen.
Du wirst mir nicht mehr auflegen, als ich tragen kann. Du läßt deinen Kindern alle Dinge zum Besten dienen.
Herr, was dieser Tag auch bringt – dein Name sei gelobt.
Amen


Herr, mein Gott,
Ich danke dir, dass du diesen Tag zu Ende gebracht hast;
ich danke dir, dass du Leib und Seele zur Ruhe kommen lässt.
Deine Hand war über mir und hat mich behütet und bewahrt.
Vergib allen Kleinglauben und alles Unrecht dieses Tages
und hilf, dass ich allen vergebe, die mir Unrecht getan haben.
Lass mich in Frieden unter deinem Schutz schlafen
und bewahre mich vor den Anfechtungen der Finsternis.
Ich befehle dir die Meinen,
ich befehle dir dieses Haus,
ich befehle dir meinen Leib und meine Seele.
Gott, dein heiliger Name sei gelobt.
Amen


Vier Gebete für den Tagesablauf (Verfasser*in unbekannt)

Morgen

VORSPRUCH: Die Nacht ist vergangen, der Tag ist herbeigekommen. Lasset uns wachen und nüchtern sein und abtun, was uns träge macht. Lasset uns Laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens.
GEBET: Herr, unser Gott, wir danken dir für die Ruhe der Nacht und das Licht dieses neuen Tages. Lass uns bereit sein, dir zu dienen, lass uns wach sein für dein Gebot. Amen. 


Mittag:

VORSPRUCH: Auf der Höhe des Tages halten wir inne. Lasst uns Herzen und Hände erheben zu Gott, der unseres Lebens Mitte ist.
GEBET: Herr, unser Gott, lass uns vor Dir stehen mitten im Tagwerk. Richte uns aus, dass wir suchen das Eine, dass wir tun, was not ist. Lass uns wandeln vor Deinen Augen. Amen.


Ende der Arbeit / Abend:

VORSPRUCH: Der Tag ist vergangen und unser Werk ist getan. Es ist Abend geworden. Lasst uns still werden vor Gott, der unser Richter und Retter ist.
GEBET: Unser Abendgebet steige auf zu Dir, Herr, und es senke sich auf uns herab dein Erbarmen. Dein ist der Tag, und dein ist die Nacht. Lass im Dunkel uns leuchten das Licht deiner Wahrheit. Geleite uns zur Ruhe der Nacht und dereinst zur ewigen Vollendung. Amen.


Abend / zur Nacht:

VORSPRUCH: Eine ruhige Nacht und ein seliges Ende verleihe uns der Herr, der Allmächtige.
GEBET: In deine Hände befehle ich meinen Geist. Du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott. Amen.

#BIA – (bis) März 2020 – Teil III: Reading Pastor

Nach dem Rückblicken auf die Bücher und die Serien und Filme der letzten Monate kommt jetzt noch eine Kategorie, die ich irgendwie noch nie richtig greifen konnte. In meiner Funktion als Pastor lese ich auch einige Sachbücher (sie müssen dazu nicht christlich sein), von denen ich aber nicht sagen könnte, dass ich sie nicht lesen würde, wenn ich kein Pastor wäre. Vielleicht müsste ich eher in Romane und Sachbücher trennen, aber das fühlt sich so an, als würde ich einen Buchladen betreiben… Wie auch immer man diese Kategorie nennen möchte, kommen hier also jetzt die (Sach)-Bücher, die ich in den letzten Monaten für meinen Dienst, aber auch für mein Leben gelesen habe:

The Eternal Current von Aaron Niequist

Gerade in meiner Glaubenstradition wurde in geistlichen Veranstaltungen (und der persönlichen Spiritualität) vieles der alten Abläufe und Liturgien gestrichen und mit neuen Dingen ersetzt. In den letzten Jahren merken wir mehr und mehr, wie viel wir dadurch verloren haben. Aaron Niequist spürt ihnen in diesem Buch nach und versucht sie für die heutige Zeit gut nutzbar zu machen. Dieses Buch werde ich nicht zum letzten Mal gelesen haben.

Nicht mehr schweigen von Timo Platte (Hg.)

Egal, wo man in der ganzen Debatte um Queer/Homosexualität und christlicher Glaube steht, ist es hilfreich und gut, von Menschen zu hören, die davon persönlich betroffen sind. Dieses Buch ist voller persönlicher Erlebnisse, die einen manchmal zum Fragen und manchmal zum Weinen bringen und irgendwie doch gleichzeitig oft Hoffnung machen.

The Moment Of Lift von Melinda Gates

Gleich vorweg: Es gibt auch eine deutsche Ausgabe des Buches. ;)
Melinda Gates setzt sich schon seit vielen Jahren für Menschen ein, die selbst keine Stimme in dieser Welt haben. Hier schreibt sie ganz offen über die Dinge, die sie dabei gelernt hat (und wo sie teilweise falsch lag). Außerdem beschreibt sie, wie wir durch die Förderung des weiblichen Anteils unserer Bevölkerung als ganze Welt nur gewinnen können und wie wir das anstellen. Sehr herausfordernd und spannend!

Warum der Antisemitismus uns alle bedroht von Michael Blume

Michael Blume hat mich schon mit seinem vorigen Buch über den Islam beeindruckt. In diesem Buch beschreibt er, wie unsere Welt (und auch unser eigenes Denken) von Verschwörungsmythen geprägt wurde und noch geprägt wird und warum diese so häufig antisemitische Züge haben. Ich habe eine Menge gelernt und bin hin und wieder selbst darüber erschrocken, wie ich ähnliche Gedanken von mir selbst kannte, ohne dabei zu merken, was eigentlich dahinter steckt.

People Fuel von John Townsend

Wie geht man mit den Menschen in seiner Umgebung richtig um? Und wie bekommt man durch den Kontakt mit Menschen mehr Kraft, anstatt immer ausgelaugt zu sein? Townsend hat ein volles Konzept mit Beziehungs-Nährstoffen und mehr, aus dem ich mir einige neue Erkenntnisse mitgenommen habe.

Reading Pastor III 2018 und I 2019

Mein Beruf und mein Privatleben lassen sich schwer trennen, da mein Beruf sehr viel mit meinem Glauben zu tun hat, der wiederum ja mein ganzes Leben bestimmt und prägt. Trotzdem gibt es einige Bücher, die ich speziell für meinen Beruf gelesen habe und die mich natürlich auch teilweise „privat“ geprägt haben.

Hier also wieder eine kleine Auflistung aus den letzten Monaten (nur Bücher, die ich auch gut fand ;) ).


Onward: How Starbucks Fought for Its Life without Losing Its Soul – Howard Schultz

Die Geschichte von Starbucks ist sehr inspirierend und hat mich auch ständig hinterfragt. Wie leite ich meine Gemeinde? Wie gehe ich mit meinen Mitarbeitern um? Wie kommuniziere ich wichtige Schritte? Wie erarbeite ich Meilensteine? …?
Von Howard Schultz kann man dabei jede Menge lernen, wie man es macht und wie man es vllt. besser nicht macht. Mich hat die Lektüre wieder ganz neu motiviert. Vielleicht dich ja auch?


Hörendes Gebet – Ursula und Manfred Schmidt

Schon der Titel klingt, als würde ein Pietist das Buch nur mit einer Grillzange von weitem anfassen. Mir hat es aber sehr gut getan. Es war eine Horizonterweiterung, die mich nicht „charismatisch überfordert“ hat, sondern das Thema sehr solide und bodenständig angepackt hat. Es gibt da wohl auch einen Kurs für Gemeinden, bei dem ich überlege, ob das irgendwann auch mal was für uns wäre. Wir werden sehen.


Hörst du sein leises Flüstern? – Tricia McCary Rhodes

Unser Alltag ist voll mit Terminen, ToDos, Musik, TV-Serien, … Wie können wir in diesem Trouble noch Zeiten für Stille, Besinnung und Gott finden? Frau Rhodes schreibt aus der Sicht einer gestressten Frau, hat also keine überzogenen Erwartungen und Ansprüche. Viele ihrer kleinen Tools und Ideen kannte ich schon, aber schon allein für die Wiederholung hat es sich gelohnt. Es ist auch sehr leicht geschrieben und hat keine ewig langen Kapitel. Also auch für Wenigleser geeignet.


Warum es uns noch nie so gut ging und wir trotzdem ständig von Krisen reden – Martin Schröder

Der größte Augenöffner für mich in den letzten Monaten. Schröder arbeitet mit Statistiken und Zahlen aus den letzten Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten um zu zeigen, dass es in der Welt nicht nur bergab geht, wie wir uns das oft gegenseitig suggerieren. Er zeigt, dass unsere Ängste und Stressoren häufig nur eingebildet, bzw. eben „gefühlte Wahrheiten“ sind, sich aber so nicht belegen lassen.
Gerade in Zeiten, in denen der Populismus überall stärker wird und an so vielen Stellen nur schwarz und weiß gesehen wird, bzw. die gefühlte Wahrheit wichtiger ist als die „wirkliche Wahrheit“ ist dieses Buch unglaublich wichtig.
Es ist natürlich etwas theoretischer (wobei Schröder sehr angenehm schreibt), aber ich hatte in jedem Kapitel einige Aha-Erlebnisse. Und für die hat es sich absolut gelohnt.


Everybody, Alway – Bob Goff

Bob Goff erzählt hier aus seinem Leben. Von der Herausforderung Menschen zu lieben, die er nicht lieben wollte, es aber musste, weil Jesus gesagt hat, dass wir unsere Feinde lieben sollen. Von unangenehmen Begegnungen, unfreundlichen Menschen, Menschen mit einer komplett anderen Lebenswirklichkeit. Er erzählt von Scheitern, Neuanfang, Liebe, Güte, Gemeinschaft und vielem mehr.
Ich habe viel gelacht, aber auch geweint und hatte hinterher das Gefühl, die Welt um mich herum mit anderen Augen zu sehen. Leider gibt es das Buch noch nicht auf Deutsch. Aber quasi Band 1 schon.

Reading Pastor I 2018

Damit ich nicht wieder am Ende des Jahres einen Mammut-Beitrag zu den Büchern habe, die ich beruflich gelesen habe, dachte ich, ich mache das jetzt einfach mal quartalsweise. Hier also die Bücher, die ich als Pastor im letzten Quartal gelesen habe und die ich auch gut fand (die Reihenfolge ist die, wie ich sie gelesen habe):


Presentation Zen von Garr Reynolds

Da ich auch häufig Präsentationen erstelle, hat sich dieses Buch als sehr hilfreich erwiesen, auch wenn es jetzt schon etwas älter ist. Viele sehr guteBeispiele und nicht nur „trockene“ Dos and Don’ts.


Flucht aus Evangelikalien von Gofi Müller

Kurz, ehrlich, provokant aber nicht wahllos vernichtend. Ein Buch von dem wir Evangelikalen uns herausfordern lassen sollten.


Die inoffizielle Bibel für Minecrafter von Garrett Romines, Christopher Miko

Ich war vor allem davon begeistert, wie viel Liebe fürs Detail und wie viel Aufwand die beiden Autoren für diese Version der Bibel aufgebracht haben, die im Prinzip ein Comic ist, dessen Bilder in Minecraft gebaut wurden.


Practicing the Way of Jesus von Mark Scandrette

Was wäre, wenn wir unseren Glauben nicht so sehr auf die Theorie konzentrieren, sondern er mehr unsere Lebenspraxis beeinflussen würde. Um das herauszufinden hat Scandrette mit anderen den „Jesus-Dojo“ gegründet und schreibt über die verschiedenen Experimente und Versuche, die sie durchgeführt haben in diesem Buch. Sehr herausfordernd und birgt die Gefahr es hinterher ganz schnell wieder wegzulegen, weil das alles zu unbequem ist.


Ungläubiges Staunen von Navid Kermani

Ein Muslim schreibt sehr wertschätzend über christliche Kunstwerke und die christliche Kultur. Dadurch bekommt man manchmal auf altbekannte Geschichten einen ganz anderen (und vielleicht sogar besseren?) Blick. Außerdem bekommt man manchmal durch die Außenansicht Kermanis einfach den Spiegel vorgehalten, was auch immer wieder mal gut tut.

Maria Magdalena (2018)

Mitten zwischen Karfreitag und Ostersonntag hier eine kurze Empfehlung (sozusagen als Vorgriff auf den Awesome-Beitrag nächste Woche): Schaut euch „Maria Magdalena“ an.

Ist der Film absolut korrekt und weicht an keiner Stelle von der Bibel ab? Natürlich nicht. Das hat bisher noch kein Film geschafft und sollte er ja auch nicht.
War ich von allen Arten, die Lücken zu schließen begeistert? Nein, warum auch. Das Umfeld der biblischen Geschichten ist viel zu kontrovers und zu unbekannt. Zur Not gilt immer „Prüft alles, das Gute aber behaltet“.
Ist der Film „richtig genial“ oder „das Beste, was ich je gesehen habe“? Nein, weswegen er wahrscheinlich Nicht-Christen nicht so stark ansprechen wird.
Würde ich ihn trotzdem empfehlen? Aber klar doch. Hier ein paar kurze unsortierte Stichworte, warum:

  • Joaquin Poenixs Darstellung von Jesus sowohl als Sohn Gottes, als auch als Mensch war die wahrscheinlich bisher beste Jesus-Darstellung, die ich in einem Film gesehen habe.
  • Judas. Man sollte den Film einmal nur mit dem Fokus auf ihn anschauen. Seine Geschichte war für mich am tiefgehendsten.
  • Der Tempel war groß. Wirklich groß. Das ist einem manchmal nur bewusst, wenn man Menschen daneben sieht.
  • Wie war es wohl für eine Frau in einer patriarchalen Gesellschaft mitten unter Männern? Wahrscheinlich äußerst schwierig. Ich denke mal, dass der Film hier an vielen Stellen sogar noch geschönt hat. Sehr krass, sich da mal hineinzuversetzen.
  • „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Selten habe ich es so gut und deutlich dargestellt gesehen, wie sehr die Menschen in Jesus Umgebung ihn und seine vielen Predigten vom Reich Gottes falsch verstanden haben. Und ich glaube, wir dürfen nicht aufhören, das zu betonen, weil uns das aus heutiger Sicht so fremd ist.
  • Das Ende (nicht die letzte Szene, aber so insgesamt). So positiv und doch so heftig…
    War euch bewusst, dass die Jünger eigentlich den Frauen nicht geglaubt haben? Ich hatte mich nur an das Wettrennen von Petrus und Johannes zum Grab erinnert. Jetzt habe ich nochmal nachgeschlagen… Tja, auch im Theologiestudium lernt man nicht die ganze Bibel auswendig. ;)

Natürlich ist das alles nur durch meine eigene männlich-westlichliche Brille gesehen. Ich vermute mal, dass Frauen noch einige Dinge mehr dazu zu sagen hätten, aber das ist dann ihre Aufgabe.

Ich wünsche euch auf jeden Fall noch gesegnete Ostertage!

Love does

In den letzten Tagen habe ich „Love does“ von Bob Goff gelesen und bin mehr als nur begeistert.
Christian hatte es mir schon vor längerer Zeit empfohlen und seitdem lag es bei mir rum und wartete darauf gelesen zu werden.
Jetzt, nachdem ich endlich dazu kam kann ich sagen, dass es eines der besten und inspirierendsten Bücher war, die ich je gelesen habe.

Bob Goff schreibt vor jedes Kapitel ein kleines Zitat nach dem Motto „Früher … aber heute …“.
Zum Weiterdenken, Provozieren und als kleinen Teaser habe ich die meiner Meinung nach besten dieser Zitate rausgepickt:

I used to be afraid of failing at something that really mattered to me, but now I’m more afraid of succeeding at things that don’t matter.

 

I used to think the words spoken about us describe who we are, but now I know they shape who we are.

 

I used to think religion tasted horrible, but now I know I was eating the fake stuff.

 

I used to think I had missed the mark and God was mad about it, but now I know „missing the mark“ is a stupid analogy.

 

I use to think life could be shared with anyone, but now I know choosing the right people is pretty important.

 

I used to think knowing God was like going on a business trip with Him, but now I know He’s inviting me on an adventure instead.

 

I used to think God wouldn’t talk to me, but now I know I’m just selective with what I choose to hear.

 

I used to be afraid that if I was authentic I might take a hit, but now I know that being real means I will take a hit.

 

I used to think I should talk about everything, but now I know it’s better to keep some things a secret.

 

I used to think I could learn about Jesus by studying Him, but now I know Jesus doesn’t want stalkers.

 

I used to think that taking a risk would reduce the number of friends I have, but now I know that love draws more people in.