Stille Tage – Ein erster Rückblick

Normalerweise sage ich nach einer freien Woche: „Ich habe mir sooo viel vorgenommen und irgendwie nichts davon geschafft.“ Dieses Mal ist es eher umgekehrt: „Ich habe mir sooo wenig vorgenommen und dann doch sooo viel gemacht, sodass ich das wenige nicht geschafft habe.“

Und jetzt sind sie rum, unsere „Tage der Stille“. Eine Woche haben Bine und ich uns Urlaub genommen um uns Zeit für Gott zu nehmen. Kein Telefon, kein Computer, keine Uhren, keine Einflüsse von Außen, bis auf das Wetter und die auf- und untergehende Sonne.
Das Ganze kam unter anderem aus dem Gefühl heraus, das Henri J.M. Nouwen auch in seinem Buch „Ich hörte auf die Stille“ beschrieb:

Als ich meinen Zustand näher betrachtete, wurde mir klar, dass ich mich in einem Spinnennetz seltsamer Widersprüche verfangen hatte. Ich klagte zwar darüber, dass man so viele Forderungen an mich stellte, aber mir wurde unbehaglich zumute, wenn sie einmal ausblieben. Ich jammerte über die Last der Korrespondenz ,aber ein leerer Briefkasten machte mich trübsinnig. Ich murrte über die ermüdenden Vortragsreisen, aber ich empfand tiefe Enttäuschung, wenn keine Einladungen kamen. ich schwärmte voller Heimweh von einem leeren Schreibtisch und fürchtete zugleich den Tag, an dem mein Schreibtisch tatsächlich einmal leer sein würde. Kurz: ich war voll Sehnsucht nach dem Alleinsein und hatte zugeleich doch Angst davor, allein gelassen zu werden.

Aber warum dann „Tage der Stille“?
Ich wollte in dieser Zeit Gott näher kommen, meine Beziehung zu ihm vertiefen. Durch einen entschleunigten Alltag, ohne vorgegebene Struktur wollte ich ihm und mir mehr Freiräume geben, damit ich mehr lernen kann, mich auf ihn einzulassen und auf ihn zu hören.
Natürlich war das irgendwie nicht ganz perfekt reflektiert, aber ich habe auf eine Sehnsucht reagiert. Nouwen schreibt dazu:

Mönche gehen in ein Kloster, um Gott zu finden. Aber Mönche, die im Kloster leben, als hätten sie Gott gefunden, sind keine richtigen Mönche. Ich kam hierher, um Gott „näher“ zu kommen, aber wenn ich jemals glauben würde, ich sei Gott näher als irgendein anderer Mensch, so würde ich mich nur selbst täuschen. Wir sollen Gott suchen, aber wir können Gott nicht finden. Wir können nur von ihm gefunden werden.

Diese Erfahrung habe ich in einer ähnlichen Weise auch gemacht.

Bin ich Gott mehr begegnet als sonst? – Nicht wirklich.
Bin ich ruhiger geworden? – Teilweise.
Waren die Tage dann überhaupt wertvoll? – Auf jeden Fall!

Vieles habe ich in diesen Tagen reflektiert und neu über mich und meine Beziehung zu Gott gelernt.
Über einiges davon möchte ich in den nächsten Tagen noch schreiben, einiges geht aber auch nur Gott und mich etwas an (und natürlich meine Frau).