Luther und die Reflexion

Für meine B.A.-Arbeit habe ich heute Martin Luthers Vorrede zur Deutschen Messe gelesen und bin dabei über einiges gestolpert, das ich cool fand.

Ein Absatz hat mich aber im Bezug auf meinen Alltag sehr angesprochen:

(…) Sonst geht man täglich zur Predigt und geht wieder davon, wie man hingegangen ist.
(…) Es steht in den Büchern genug geschrieben. Ja, es ist aber noch nicht alles in die Herzen getrieben!

Luther bezieht sich hier auf den Gottesdienst und was sich die Menschen aus den Predigten mitnehmen. Als Lösung empfiehlt er eine Wiederholung vor den Mahlzeiten am Tisch. So prägen sich die Sachen besser ein, meint Luther, und die Menschen werden mündige Christen.

Die Problematik, dass ich das Gefühl habe, schon sehr viele Predigten gehört zu haben, aber aus den meisten nichts Nachhaltiges gelernt zu haben, ist mir durchaus bekannt. Und ich bin auch schon auf die Idee gekommen, dass Reflexion hier helfen könnte, aber es wirklich durchzuziehen habe ich nie geschafft.

Und es ist ja nicht nur bei Predigten ein Problem, sondern betrifft in gleicher Weise die Lehrveranstaltung an der FH oder auch Bücher die ich lese.

Gerade bei Büchern ist es mir fast noch mehr aufgefallen, als bei Predigten, dass ich oft ein paar Tage oder Wochen später nichts davon merke, was mir in dem gerade gelesenen Buch so als Erkenntnis in den Kopf geschossen war.

Vielleicht sollte ich auch anfangen, Inhalte von Büchern zu reflektieren. Nur wann? Am Ende jedes Kapitels? Am Ende des Buches?

Egal… Angehen muss ich es. Damit werde ich zwar länger für die Bücher brauchen, aber es wird vermutlich auch länger in meinem Kopf/Leben präsent sein.

Vorsätze?

Ein neues Jahr hat angefangen und die klassische Frage wird gestellt: “Und? Was hast du dir denn vorgenommen?”
In den letzten Jahren gab es von mir auf diese Frage immer die gleiche Antwort: “Nichts.”
Der Grund dafür ist, dass ich mir nichts vornehmen wollte, das ich spätestens im Februar nicht mehr schaffe und dann frustriert bin. Darum am besten gleich nichts vornehmen.
“Aber, ist das der richtige Weg?” Das habe ich mich an dem vergangenen Silvesterabend gefragt. Es kann ja eigentlich nicht angehen, dass ich mir nichts vornehme, nur weil ich Angst habe, es nicht zu schaffen und mich damit selbst zu “enttäuschen”.
Aber, was soll ich mir denn vornehmen? Abnehmen? Mehr Sport machen? Mehr Zeit mit Bine verbringen? Mehr Zeit mit Freunden verbringen? Mehr ins Studium reinhängen? Mehr lesen? Mehr kreativ tätig sein? Mehr…? Mehr…? Mehr…?
In diesem Jahr kommt viel auf mich zu:
– Ich werde meine B.A.-Arbeit fertig schreiben.
– Ich werde das Examen ablegen.
– Ich werde vermutlich umziehen.
– Ich werde in einen Beruf einsteigen.
– …
Was soll ich mir also für solch ein Jahr vor? Oder doch besser nichts? Reicht der Entschluss all das so gut wie möglich zu überleben?
Bei meinen Überlegungen habe ich mir dann doch etwas vorgenommen. Nichts Großes, aber doch etwas. Ich habe nämlich keine Lust mehr, mir im Prinzip vorzunehmen, auf der Stelle zu treten.
In diesem Sinne wünsche ich dir ein gesegnetes Jahr 2011, voll mit Erlebnissen und Herausforderungen, die dich weiter formen.

Glaube und Musik

Zum Geburtstag habe ich mir dieses Jahr unter anderem das Buch “Blue Like Jazz” von Donald Miller schenken lassen. Es wurde mir zwar irgendwo empfohlen, aber dass es mich so inspirieren würde, habe ich nicht erwartet.

Don Miller hat zu einem gewissen Teil meinen eigenen Weg im Glauben nachgezeichnet und ein Bild gemalt, wie es vielleicht weiter gehen könnte. Natürlich beschreibt das Buch sein eigenes Leben und ich hatte kein einziges dieser Erlebnisse, aber die Erkenntnisse, die er daraus gewonnen hat, kamen mir teilweise doch sehr bekannt vor.

Sehr fasziniert hat mich auch seine Art Dinge auszudrücken und so will ich euch seinen Glaube-Jazz-Vergleich nicht vorenthalten:

I was watching BET one night, and they were interviewing a man about jazz music. He said jazz music was invented by the first generation out of slavery. I thought that was beautiful because, while it is music, it is very hard to put on paper; it is so much more a language of the soul.  It is as if the soul is saying something, something about freedom. I think Christian spirituality is like jazz music. I think loving Jesus is something you feel. I think it is something very difficult to get on paper. But it is no less real, no less meaningful, no less beautiful.
The first generation out of slavery invented jazz music. It is a music birthed out of freedom. And that is the closest thing I know to Christian spirituality. A music birthed out of freedom. Everybody sings their song the way they feel it. everybody closes their eyes and lifts up their hands.

(Don Miller)