#BiA – August 2020

Der August war Urlaubszeit. Und da ich am Anfang des Jahres schon so einen starken Anlauf mit dem Lesen genommen hatte und im Urlaub sowieso immer etwas mehr lese, überrascht es nicht, dass dieser Trend quasi ungebremst weiter ging. Laut meiner Goodreads-Liste habe ich dieses Jahr schon 75 Bücher gelesen. Keine Ahnung, ob es jemals schon so viel war. Und ich habe wirklich Lust auf noch mehr und bin nicht “ausgebrannt”. Im Gegenteil meine To-Read-Liste ist eher länger als kürzer geworden.
Es fühlt sich gut an, wirklich wieder so viel und so gerne zu lesen.
Filme/Serien schauen ging nicht ganz so gut, da wir kein Internet im Urlaub hatten, aber das ist auch einmal eine angenehme Abwechslung.

Bevor die Liste startet noch ein Hinweis: Ich schreibe öfter kurze Rezensionen und Gedanken zu Büchern und Filmen bei Instagram. Für diesen Beitrag hier übernehme ich sie einfach, also nicht wundern, wenn es vom Stil etwas anders klingt. Ich muss “das Rad ja nicht jedes Mal neu erfinden”.
Jetzt aber zur Liste:


Letter from Birmingham Jail von Martin Luther King, Jr.

Gerade die Ausführungen Kings zum “gemäßigten Weißen” finde ich immer wieder sehr herausfordernd. Wo denke ich zwar, dass ich Menschen unterstütze, behandle sie aber eigentlich von oben herab, bzw. schade ihnen mehr? Wo bin ich mir meiner Privilegien nicht bewusst und meine aus dieser Situation heraus besser einschätzen zu können, wie die andere Person in ihrer Situation handeln sollte? Ich glaube, dass ich mindestens einmal im Jahr diesen Brief lesen sollte.
Die deutsche Version findet ihr hier.


March-Trilogie von John Lewis

Drei heftige Bücher/Graphic Novels, die eine wahre Geschichte erzählen. Und immer wieder musste ich mir sagen: „Nein, das ist nicht erfunden. Als Fiktion wäre das zu unrealistisch.“
Dieser Hass, der manchmal offen und manchmal sogar fromm angestrichen daher kommt, die Trägheit von Systemen und der Mehrheit einer Bevölkerung und nicht zuletzt die Ausdauer der gewaltlos (!!!) Protestierenden. Von letzteren kann ich jede Menge lernen. Wie viel man erreichen kann, wenn man sein Ego (und sein Leben) hinter einer größeren Sache und hinter vorbildlichen Werten zurückstellt. Einfach Wahnsinn…


Selma (2014)

Beeindruckend und herausfordernd. Super Schauspieler. Oscar-Soundtrack. Krasse Geschichte.
Habe jetzt mehr des Graphic Novels „March“ verstanden. Müsste es jetzt fast noch einmal lesen.
Und immer wieder die Frage: Für was sollte ich heute aufstehen? Und was darf es mich kosten?


Becoming von Michelle Obama

Beeindruckende Frau. Ihr Engagement, ihre kritische Selbstreflexion, ihre Liebe zu Menschen, das Erkennen ihres Privilegs und daraus folgende Nutzen für Andere, …
Ich möchte von ihr an vielen Stellen lernen. Auch, wie man als Detailer loslassen kann und die Welt trotzdem ziemlich erfolgreich weiter läuft.


Alte, weiße Männer von Sophie Passmann

Bin ich mir meiner privilegierten Position als weißer hetero-Mann aus der Mittelschicht bewusst? Nutze ich dieses Privileg um anderen Menschen zu helfen oder nur mir selbst? Wie gehe ich mit Frauen in Teams, Gremien, Sitzungen, … um?
Ich habe viel zum Nachdenken bekommen und einige Male musste ich mir eingestehen, dass mein Verhalten da noch ausbaufähig ist.
Geholfen hat der Humor und Schreibstil von Sophie Passmann. Man fühlt sich darin wohl und zack wird einem der Spiegel schmerzhaft vorgehalten.
Als weltweite Männerwelt haben wir da noch was zu tun. Packen wirs an!


Brené Brown: The Call to Courage (2019) auf Netflix

Nur wer sich verletzbar macht, kann auch wachsen, bzw. erfolgreich sein. Klingt nach einer steilen These, aber wenn man genauer nachdenkt, hat Brené Brown damit absolut recht.
Sie ist in diesem Vortrag nicht nur clever und tief, sondern auch sehr unterhaltsam und witzig. Die angenehmste Art, herausgefordert zu werden und etwas zu lernen.


Animal Farm von George Orwell

Wie gehe ich eigentlich mit der Macht um, die mir anvertraut wurde? Bemerke ich meine Privilegien und wie reagiere ich darauf? Habe ich das „große Ganze“ im Blick oder beschränke ich mich auf meine kleine, heile Welt? Biege ich mir die Wahrheit zurecht, um Menschen zu manipulieren oder stehe ich zu dem, was ist, auch wenn es mir das Leben schwerer macht? 
Als Pastor ist mir viel anvertraut. Schaffe ich es wirklich Bruder unter Geschwistern zu sein oder tue ich lieber so, als gäbe es mehr als einen guten Hirten?


Homosexualität und christlicher Glaube von Martin Grabe

Wie gehen wir in unseren Gemeinden eigentlich mit Mitgliedern der LGBTQ*-Community um? Wo zeigen wir ihnen die Liebe Gottes? Funktioniert diese oft beschriebene Trennung von „Sünde“ und „Sünder“ wirklich? Haben wir uns überhaupt eigene Meinungen dazu gebildet oder plappern wir unreflektiert nach?
Martin Grabe hat dazu ein wichtiges und hilfreiches Büchlein (knapp unter 100 Seiten) geschrieben, dass einem als Evangelikalen im Nachdenken dazu ein gutes Gegenüber sein kann.


The Power of Ritual von Caster ter Kuile

Es war super spannend Caspers Sicht auf religiöse Rituale zu hören (er liest super) und seine Argumente dafür (Gebet, Pilgern, Kirchenjahr, …) auf meinen Glauben zu übertragen, bzw. Analogien zu finden.
Ich bin eigentlich ein großer Fan von Ritualen, wende sie dann aber oft doch nicht an, weil sie mir irgendwie peinlich sind oder sich außerhalb des gewohnten Kontextes nicht so anfühlen wie früher. Dabei können sie so unglaublich stärkend und erfrischend sein. Vielleicht muss ich davon doch wieder mehr in mein Leben einbauen.


Snapshot von Brandon Sanderson

Was wäre, wenn wir eine Technologie hätten, mit der man einen bestimmten Zeitpunkt aus einer Stadt nachbauen könnte und dann in diese künstlich erstellte Welt Polizisten schicken würde, um bei Verbrechen zu ermitteln? Klingt irgendwie wie eine Mischung aus Matrix und Inception, ist aber im Prinzip einfach nur ein netter kleiner Krimi mit einem spannenden Setting. Könnte sogar Nicht-Sci-Fi-Fans gefallen. ;)